theater

Grenzgang

Rote Linien

TERMIN:
Mi. 22. Mai 2024
BEGINN:
19.30 Uhr
KARTEN:
€ 26 inkl. VRS-Ticket & Gebühren

GRENZGANG Rote Linien - Die Szene

Heimliches Treffen in einer konspirativen Wohnung im Westen Berlins am 27. Dezember 1918. Beide Frauen sind jüdischer Herkunft. Rosa, Sozialistin und Ökonomin, aus Zamosc in Polen und Else, Dichterin und Malerin, aus Elberfeld im Rheinland stammend.

Rosa Luxemburg fühlt sich krank und denkt zeitweise an Selbstmord. Sie wird gesucht und schwebt in Gefahr, erneut verhaftet zu werden. Sie gilt als Unruhe- stiftern, da sie sich mit Karl Liebknecht gegen ihre früheren Genossen von der SPD stellt. Am Tag ihrer Entlassung aus dem Gefängnis am 10. November 1918 erlebt sie die Ausrufung der Weimarer Republik mit.

Sie war von 1916 bis 1918 inhaftiert und die Gründung der „Kommunistischen Partei“ (KPD) steht bevor.
Überall bilden sich bewaffnete Arbeiter- und Soldatenräte. Die junge, erst we- nige Wochen alte Demokratie droht zerrieben zu werden. Rosas Kraft geht zu Ende. Aber sie ist interessiert am Schicksal der bekannten Dichterin.

Else Lasker-Schüler ist 1918 eine bekannte und vielgedruckte Dichterin. Ihre Kon- takte zu avantgardistischen Künstlern, zu Verlegern und Gönnern sind umfang- reich. Sie wird zu Lesungen eingeladen, sie malt und schreibt Gedichte und Bü- cher. Und dennoch ist ihre finanzielle Situation stets prekär. Sie unterstützt ihren Sohn Paul, der von Internat zu Internat „weitergereicht“ wird und als schwieriger Schüler gilt. Pauls Vaterschaft ist ungeklärt, Else gibt diese zeitlebens nicht preis. Das Stück untersucht die Gegensätze und die Gemeinsamkeiten der beiden Frauen. Dabei spielen Themen wie Religion, Liebe, Kunst und Krieg eine wesent- liche Rolle, unterscheiden sie sich doch beide in Bezug auf genau diese Themen zum Teil erheblich. Nur in der Ablehnung des Krieges stimmen sie überein, zu- mal beide Frauen wichtige Menschen im Krieg verloren haben. Bei Else sind es der Maler Franz Marc und der Dichter Georg Trakl; bei Rosa ist es der Arzt Hans Diefenbach.

Die Spannung des Stückes entsteht durch die gegensätzlichen Auffassungen in religiösen Dingen, in der unterschiedlichen Wahrnehmung des Privaten, in konträrer Einschätzung von Kunst. Rosa Luxemburgs Denken ist geprägt von wissenschaftlicher Analyse, während bei Else Lasker-Schüler viel mehr das Ge- fühl, die Intuition und das „Vertrauen auf Gott“ eine Rolle spielen. Beide Frauen sind sich durchaus ihres jeweiligen Wertes bewusst und wo die eine das Wissen voraushat, hat die andere das „innere Empfinden“, welches kein Lehrbuch der Welt vermitteln kann.

Elses Schlusssatz ist ein humanistisches Statement: “So wie ich sage, dass nicht jeder Dichter sein kann, sage ich auch, dass nicht überall Wunder sein können. Aber da, wo sie sind, im Leben und in der Natur, soll man sie auch erkennen und feiern!“

Zumindest darin stimmen beide Frauen überein.


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